Alois Saffart
Forschung
Biografie
von Alois Saffart
Der Bergmann Alois Saffert, wohnhaft
Aegidistraße 199, Bottrop-Eigen,
wurde am 29. Mai 1888 in Koblau, Kreis Ratibor
geboren. Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete er auf dem Linienschiff „Kaiser
Wilhelm II“ als Heizer. Mitte 1911 trat Alois Saffert in den Bottroper
SPD-Verein ein und war dort für einige Zeit Schriftführer. Er gehörte keiner
Kirche an.
Nach dem Krieg wurde er 1919 als Obermatrose
entlassen, diente aber weiter bis Mitte 1920 im Grenzschutz. Bei der Abstimmung
über die Zugehörigkeit seines Geburtsortes zu Deutschland oder zur
Tschechoslowakei votierte er für Deutschland. Zurück in Bottrop fand er wieder
Arbeit auf der Zeche Rheinbaben. Alois Saffert
heiratete am 22.04.1920 in Koblau seine
Verlobte Elisabeth Barbara Gob. Sie wurde am 19.11.1883 in Rodzin / Kreis
Kettowitz geboren.
Von 1925 an gehörte Alois Saffert dem
sozialdemokratischen Arbeiter-Turn-Sportbund an. 1930 trat er aus der SPD aus
und gründete am 29. November 1931 mit Ernst Ender die Bottroper Ortsgruppe
der Sozialistischen Arbeiterpartei
Deutschlands (SAPD), die er von Januar bis Oktober
1932 leitete.
Außerdem war Alois Saffert Mitglied des
Deutscher Freidenkerverbandes und des sozialdemokratischen
Bergarbeiter-Verbandes (BAV).
Er ließ seinen Familiennamen von Schaffranek
auf Saffert ändern.
Alois Saffert im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus
Am 22. Juli 1936 fand vor dem
Oberlandesgericht Hamm das erste Verfahren gegen die Mitglieder der
Widerstandsgruppe „Germania-Kreis“ statt. Es richtete sich gegen die 58
rechtsrheinisch wohnenden Mitglieder der Gruppe wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“.
Darunter befanden sich allein 20 Angeklagte aus dem Essener Stadtgebiet, 13
Personen aus Oberhausen, acht aus Gelsenkirchen, sieben aus Duisburg, vier aus
Dinslaken, vier aus Mühlheim und zwei aus Bottrop. Bei den beiden handelte es
sich um den Bergmann und Gewerkschafter Ernst Ender und den Bergmann Alois
Saffert. Dieser wurde zu einem Jahr und zehn Monaten, Ernst Ender zu einem Jahr
und acht Monaten Zuchthaus verurteilt.
Aufgrund der großen Personenzahl teilte man
den Prozess in drei Verfahren auf. Der nationalsozialistische Strafsenat des
Oberlandesgerichts in Hamm erhob insgesamt gegen 166 Widerstandskämpfer aus dem
Umkreis der Germania Anklage wegen Hochverrats. Unter den Angeklagten befanden
sich allein 76 Bergleute, 15 Schlosser, mehrere Weber und Fabrikarbeiter. Alle
Angeklagten wurden verurteilt.
Wer war der Germania-Kreis?
Germania war eine Brotfabrik in Hamborn mit
sozialdemokratischem Besitzer. In den Jahren 1934/35 arbeitete hier eine
gleichnamige Widerstandsgruppe, die sich aus Sozialdemokraten, Mitgliedern des
Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, ADGB-Mitgliedern und aus der SAP rekrutierte.
Die Aktionen der Gruppe waren auf Propaganda gegen das NS-Regime ausgerichtet.
Die Brotfabrik diente hierbei als Sammelstelle des brisanten Materials, das von
den Brotfahrern zusammen mit dem Brot an einen interessierten und vertrauenswürdigen
Kundenkreis ausgeliefert wurde, der sich in den umliegenden Arbeiterkolonien
rasch finden ließ. In seiner Hochphase erstreckte sich das Aktionsgebiet des
Widerstandskreises auf das westliche Ruhrgebiet und den Niederrhein.
Alois Saffert und Ernst Ender wurde
vorgeworfen, sie hätten illegale Schriften gelesen und weitergeleitet. Außerdem
hätten sie an einer illegalen 1. Mai-Feier am 1. Mai 1935 in einer Gaststätte
in Essen teilgenommen. Die 1. Mai-Feier war von SPD und SAP gemeinsam organisiert worden.
Alois
Saffert war in verschiedenen Zuchthäusern in Gelsenkirchen, Lüttringhausen und
Herford inhaftiert und wurde am 12. März 1938 entlassen. Seine Frau Elisabeth
starb am 3. März 1950 in Bottrop. Alois Saffert folgte ihr nur einen Monat
später am 5. April 1950. Sie hatten keine Kinder.“
Der
Text stammt von Lokalhistoriker Sahin Aydin, Bottrop
Quellen/Literatur:
Sozialistische Arbeiterzeitung, Organ der SAPD,
1. Jahrg., Nr. 23, Berlin 28.11.1931.
Landesarchiv NRW (LAV NRW R), Abteilung
Rheinland, Bestand: NW 1039-E, Signatur Nr. 1011.
LAV NRW R: Schriftliche
Mitteilung vom 21.8.2023.
LAV NRW R: Gerichte
Rep. 331, Nr. 7 (und RW 58- 70886).
Einwohnermeldekarte
Stadt Bottrop.
Standesamtliche
Sterbeurkunde Stadt Bottrop (Stadtarchiv Bottrop, Signatur D III 3, Nr. 153).